Ganz großes Kino!

Am 7. März 2023 waren Wolfgang ( als Vertreter der Sehila) und ich ( als „Betroffene“) im Fliegerhorst Wunstorf eingeladen.

Die Veranstaltung hieß „Fürsorgliche Unterweisung zum Thema Depression“ und war ein freiwilliges Angebot für Bedienstete des Fliegerhorstes, auf dem rund 3000 Menschen beschäftigt sind.

Die besondere Atmosphäre wurde noch durch die Sicherheitsmaßnahmen betont: wir waren im Vorfeld mit persönlichen Daten und Personalausweisnummer angemeldet und am Haupteingang durften wir dann passieren ( wir wurden erwartet) und von Frau Leriche, der Leiterin des Betreuungsbüros, abgeholt.

Es war kalt und regnerisch und wir waren froh, als wir den Veranstaltungsort erreicht hatten:

Das Kino!

Alles im Originalstil seit seiner Erbauung ( 50er oder 60er Jahre), ein hohes Deckengewölbe, feinste alte Kinobestuhlung, Platz für mehrere hundert Menschen.

Ganz vorne eine große Bühne: dort hinaufzusteigen und frei zu sprechen war schon eine Einladung zum Abenteuer!

Die Truppenpsychologin erläuterte im Vorfeld das Krankheitsbild, der Truppenarzt lud alle Hilfsbedürftigen ein, sich bei ihm Hilfe zu holen und erwähnte dabei auch, dass Karriere und psychische Erkrankung sich bei der Bundeswehr meist ausschließen (!).

Dann berichtete Wolfgang von sich und der Sehila , der Arbeit und der Entwicklung und Bedeutung der Gruppen. Er beantwortete etliche Fragen, dank seiner reichen eigenen Erfahrungen und seiner Kompetenz sehr lebendig und anschaulich.

Dann durfte ich auf die Bühne. Mir schlotterten die Knie- bei meinem ersten Treffen in meiner Selbsthilfegruppe „Depression und Angst“ konnte ich in der ersten Vorstellungsrunde vor Tränen nicht zu Ende sprechen – jetzt saßen in dem riesigen Raum mehr als fünfzig fremde Menschen vor mir!

Mit dem Ziel, dazu beizutragen, dass psychische Erkrankungen in der Mitte der Gesellschaft Platz und Aufmerksamkeit bekommen, war ich mitgekommen. Das half mir, den Kloß im Hals zu ignorieren. Zudem saß Wolfgang nicht weit weg und eine Freundin hatte mich zuvor mit Hilfen gegen Lampenfieber vorbereitet. Die Zuhörenden waren aufmerksam und interessiert, die Atmosphäre war freundlich. Ich konnte die mir wichtige Botschaft: „aus dem Versteck kommen ist der Anfang von Bewältigung !“ vortragen und beantwortete noch einige, zum Teil sehr persönliche Fragen.

Die Veranstaltung endete mit einem informellen Kaffeetrinken in den Räumen der Standortseelsorge.

Wir wurden sehr herzlich und mit liebevoll gepackten Ostergeschenken verabschiedet.

Was war mir das Wichtigste?

Sichtbarwerden. Die Vorstellung, vielleicht ein oder zwei Menschen erreicht zu haben, die sich trauen, sich in emotionalen Krisen doch Hilfe zu holen.

Verfasst von Barbara